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  • AutorenbildSabine Fischer

Vom Tun und vom Lassen

Wir sehnen uns nach Einfachheit und Entspannung. Und doch strengen wir uns oft auch in der Freizeit an, ohne zur Ruhe zu kommen. Warum ist das so? Die Überzeugungen, die dazu führen, sind tief eingeprägt und steuern unser Verhalten. Solange wir sie nicht aufdecken, drehen wir uns im Kreis.

 
"Einfach sein" fällt nicht leicht
"Einfach sein" fällt nicht leicht

Der Modus des Tuns

Wir sehnen uns nach einem Gegengewicht zur Informations-, Reiz- und Lichtüberflutung, zum immer noch steigenden Tempo, zum Leistungs-, Wachstums- und Selbstverbesserungswahn. Viele Menschen spüren, dass es so nicht mehr weitergeht, dass sie nicht mehr können und nicht mehr wollen. Sie versuchen dann in ihrer knappen Freizeit mit Entspannungs-, Sport-, Wellness-, Achtsamkeits-, Meditations- und sonstigen Kursen, Seminaren, Workshops und Übungen „runter zu kommen“. Das ist auch gut so und kann helfen, Anspannung abzubauen, sich wohler zu fühlen, ruhiger und ausgeglichener zu werden. Aber abgesehen davon, dass es bei den vielfältigen Angeboten gar nicht leicht ist, das Passende für sich zu finden, laufen die alten, konditionierten Leistungsmuster nicht nur im Beruf, sondern auch in der Freizeit weiter – solange sie unbemerkt und unhinterfragt sind. Dann geht es sogar bei den Meditations- und Yogakursen nach dem Motto „ich muss mich mehr anstrengen, weil ich das und das erreichen will“. Wir sind abgerichtet auf Effizienz, auf Aktivität, auf Nutzen und Zielerreichung. Wir sind den Modus des Tuns so gewohnt, dass es uns völlig fremd ist, ihn zu verlassen.

Zu viel Anstrengung, zu wenig Liebe

Ich selbst trug lange Zeit die Grundüberzeugung „ich muss mich anstrengen, sonst komme ich nicht weiter“ in mir. Diese Haltung hat mich im Leben viel erreichen lassen und ich habe sie auch auf den spirituellen Weg angewandt – ohne mir dessen bewusst zu sein. An einem gewissen Punkt war klar, dass diese Strategie nicht weiterhilft, sondern mich im Gegenteil ausbrennen lässt. Zu viel Druck, zu viel Anstrengung, zu wenig Liebe. Eine wahre Revolution war dann die Entdeckung, dass ich nur durch Loslassen, durch Geschehenlassen, durch Vertrauen und Hingabe, ganz zu mir selbst finde. Wie oft hatte ich das gehört und gelesen, aber nicht verstanden! Denn da gibt es Anteile in uns, die dagegen arbeiten, die es einfach selbst in der Hand haben wollen. Die leider oft erst aufgeben (müssen), wenn sie völlig ausgepowert sind. Das ist dann die Gelegenheit, zu entdecken, dass du manches einfach nicht alleine schaffen KANNST und auch nicht musst. Dass es eine liebevolle Schöpferkraft gibt, die nur darauf wartet, dass du dich ihr wieder vertrauensvoll zuwendest.


Lächle dir öfter mal zu
Lächle dir öfter mal zu

Halte dich aus und lächle dir zu

Die Menschen sind immer vollständiger ausgefüllt mit Aktivitäten im Außen und dem Gedankenkarussell im Innen, sie nehmen sich generell immer weniger wahr. Eine Faustregel mittelalterlicher Mönche für ein gutes Leben war ein Verhältnis von 50:50 zwischen Vita activa und Vita contemplativa, also Aktivität und Kontemplation. Wie weit wir davon entfernt sind, ist offensichtlich. Auch wenn wir keine Mönche oder Nonnen sind, ist es alarmierend, dass wir kaum mehr "stillhalten" können. Die allermeisten Menschen, denen ich vom Wert der Stille und Kontemplation erzähle, schauen mich nur groß und fragend an. Ja, wir sind uns fremd geworden, wir halten uns nicht mehr aus, wir können nicht mehr alleine sein mit uns und ängstigen uns vor der Stille. Das ist der Motor, der unser ständiges Tun aufrecht hält, der uns auslaugt und krank macht. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchschauen und wieder mutige Schritte auf uns selbst zu zu machen: indem wir z.B. öfter mal alleine in die Natur gehen und unserem Spiegelbild morgens freundlich zulächeln.

 
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