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  • AutorenbildSabine Fischer

Durch den Wald ins Universum

Die Themen der modernen Welt sind Geld, Sicherheit, Erfolg und Leistung. Das Wundern und Staunen, das Herz und die Seele, bleiben auf der Strecke. Um sich diesem geistig-seelischen Verfall zu entziehen, haben sich immer schon Weise in die Wüste, den Wald oder auf Berge zurückgezogen - um sich zu finden und zu erkennen, dass Einfachheit ein Schlüssel zum Glück ist.

 
Ybbsufer bei Waidhofen an der Ybbs
Staunen über die herrliche Natur vor der Haustür

Was ist die Natur wert?

Weshalb ist es so schwer zu begreifen, dass der Schutz der Natur kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für unser Überleben, ist? Weil die Entfremdung von der Natur und damit von sich selbst weit fortgeschritten ist - und Gier und Geld regieren. Wir schützen nur etwas, wenn wir es wertschätzen. Und Wertschätzung setzt voraus, dass wir etwas kennen und lieben. Früher war ein Leben abseits der Natur undenkbar. Die Wildnis wurde zwar auch als Bedrohung wahrgenommen, andererseits war es aber ganz offensichtlich, dass man die Erde, die Früchte des Waldes und des Feldes, jagdbare Tiere, Holz und andere Ressourcen zum Leben brauchte. Die Natur und ihre "Kräfte" wurden gefürchtet und verehrt. Niemand fragte nach dem Nutzen der Natur, die Abhängigkeit davon lag auf der Hand. Und heute? Wir verbringen nur mehr einen kleinen Bruchteil unserer Lebenszeit draußen (und noch weniger in einer grünen Umwelt). Wirklich ursprüngliche Landschaften findet man in Mitteleuropa kaum noch. Und die meisten Menschen haben keine Vorstellung mehr davon, was ein "richtiger" Wald ist, weil es davon (von Urwäldern) nur mehr versteckte Reste gibt. Das Schlimmste ist, dass wenige sich um den Verlust an Lebensräumen, ursprünglicher Natur und Biodiversität kümmern, weil die Veränderung nicht abrupt, sondern schleichend erfolgt und es immer weniger Menschen gibt, die sich noch an die ursprüngliche Fülle und Vielfalt erinnern können.


Geistige Rückverbindung

John Muir, der "Vater des Naturschutzes und der Nationalparks", sagte: "Jedes Mal, wenn du durch die Natur gehst, erhältst du viel mehr als du suchst". Die Natur beschenkt uns nicht nur mit Greif- und Sichtbarem, nein, auch unser Herz und unsere Seele füllen sich auf. In der Natur erfahren wir Harmonie, wir können vielleicht etwas von der Ganzheit und Einheit allen Lebens erahnen und uns als Teil davon fühlen. Das ist in einer Welt, die vollgestopft ist mit Oberflächlichkeiten und Nebensächlichkeiten sehr heilsam. Vereinfacht könnte man sagen, wir kommen aus einer künstlichen Welt in eine natürliche, wir kommen aus einer Welt der Ablenkung in eine Welt der Wahrheit, der Einfachheit, des Wesentlichen. Wenn wir uns öffnen können, dann führt uns die Natur zu einer dringend notwendigen geistig-spirituellen Re-Union, verwurzelt uns wieder in uns und in der Welt.


Innenweltverschmutzung

Ästhetik und Schönheit im Einfachen erkennen
Ästhetik und Schönheit im Einfachen erkennen

Sigurd F. Olson ("Reflections from the North Country") weist ebenfalls darauf hin, wie wichtig das Gefühl von Verbundenheit und Einheit für unser Wohlbefinden ist. Für ihn ist die Einfachheit in allen Dingen das Geheimnis der Wildnis und eine ihrer wertvollsten Lektionen. Diese Einfachheit hat auch Henry D. Thoreau in der Wildnis gesucht - und gefunden, wie er in seinem berühmten Buch "Walden - oder Leben in den Wäldern" oder auch "Leben aus den Wurzeln - Die Inspiration der Stille als Weg zum Wesentlichen" erzählt. Für ihn war klar, dass der so genannte "Fortschritt" mit spirituellem Verfall zusammenhing und neben Umweltverschmutzung auch zu einer Innenweltverschmutzung führt. Wir haben so viel Aufmerksamkeit in den Aufbau unserer Außenwelt gelegt, dass wir unsere Innenwelt aus den Augen verloren haben. Nicht die Seele und das Herz sind unsere Themen, sondern Erfolg, Geld, Sicherheit und Leistung. Immer mehr Menschen gehen daran zugrunde.


Verstand verlieren, Seele finden

"Und in den Wald gehe ich, um meinen Verstand zu verlieren und meine Seele zu finden" (John Muir). Auch für mich war der Wald neben dem Großelternhaus der Weg ins Universum. Ich musste nichts tun, um mich zu verbinden, die Natur verschluckte mich einfach, ich war dann weniger ein Einzelwesen als ein Teil des Ganzen. Das geschah ganz von selbst und war das Natürlichste auf der Welt. Ich bin überzeugt, dass es das auch wirklich ist, das Natürlichste auf der Welt - wir haben uns nur davon entfremdet. Diese Verbindung ist immer noch da, sie kann gar nicht verloren gehen. Aber es braucht unsere Aufmerksamkeit, um den Staub abzutragen, der sich darüber gelegt hat. Da kann es helfen, von Zeit zu Zeit wieder zum Kind zu werden, denn bedenke: "Nicht durch Zwang oder Strenge wirst du die wahre Weisheit erlangen, sondern durch Hingabe und kindlichen Frohsinn" (Henry D. Thoreau).

 

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